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Prostatakrebs-Screening vor Umbruch: Fachgesellschaften planen grundlegende Änderungen

Credits : iStock.com/peakSTOCK

Die Früherkennung von Prostatakrebs steht vor einer bedeutenden Neuausrichtung. Aktuelle Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften sehen vor, die bisherige rektale Tastuntersuchung durch eine Kombination aus PSA-Bluttest und Magnetresonanztomografie (MRT) zu ersetzen. Diese Änderungen sollen in einer aktualisierten ärztlichen Leitlinie festgehalten werden, deren Veröffentlichung für Juni 2025 geplant ist.

Hintergrund: Aktuelle Praxis der Prostatakrebs-Früherkennung

Derzeit wird Männern ab 45 Jahren im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms eine rektale Tastuntersuchung angeboten, die von den Krankenkassen übernommen wird. Der PSA-Test, der den Gehalt des prostataspezifischen Antigens im Blut misst, ist bislang nicht Bestandteil dieses Programms und muss in der Regel privat bezahlt werden.

Geplante Änderungen im Überblick

Die neuen Empfehlungen sehen vor, dass Männer ab 45 Jahren nach ärztlicher Beratung einen PSA-Bluttest erhalten können. Je nach Ergebnis dieses Tests sollen folgende Maßnahmen ergriffen werden:

PSA-ErgebnisEmpfohlene Maßnahme
Niedriges RisikoWeitere Untersuchungen alle fünf Jahre
Moderates RisikoWeitere Untersuchungen alle zwei Jahre
Hohes RisikoZusätzliche Diagnostik, z. B. MRT-Untersuchung

Die rektale Tastuntersuchung soll in diesem neuen Konzept entfallen.

Vorteile der neuen Strategie

Die Kombination aus PSA-Test und MRT-Untersuchung verspricht eine präzisere Diagnostik. In Schweden wird dieses Verfahren bereits seit 2020 angewendet und hat dort zu einer Reduktion unnötiger Gewebeentnahmen geführt. Die EU-Kommission empfiehlt seit 2022, ein solches kombiniertes Screening schrittweise auf nationaler Ebene einzuführen und wissenschaftlich zu begleiten.

Kritische Stimmen und Herausforderungen

Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch Bedenken hinsichtlich der neuen Empfehlungen:

  • Alter der Zielgruppe: Experten wie Stefan Sauerland vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) äußern Bedenken, dass die Früherkennung bereits ab 45 Jahren beginnen soll, obwohl Prostatakrebs in diesem Alter selten auftritt.
  • Fehlende Altersobergrenze: Die Leitlinie sieht keine obere Altersgrenze vor, obwohl der Nutzen einer Früherkennung mit zunehmendem Alter abnimmt.
  • Mangelnde Langzeitstudien: Die kombinierte Screeningstrategie wurde bisher nicht in Langzeitstudien umfassend untersucht.
  • Ressourcenbedarf: Es besteht die Sorge, dass die vorhandenen MRT-Kapazitäten in Deutschland nicht ausreichen könnten, um den zusätzlichen Bedarf zu decken. Schätzungen zufolge könnten bis zu 600.000 zusätzliche MRT-Untersuchungen pro Jahr erforderlich sein.

Die geplanten Änderungen im Prostatakrebs-Screening markieren einen bedeutenden Schritt in der medizinischen Vorsorge. Während die Kombination aus PSA-Test und MRT vielversprechende Ergebnisse zeigt, müssen die genannten Herausforderungen und Bedenken sorgfältig berücksichtigt werden, um eine effektive und nachhaltige Umsetzung sicherzustellen.

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