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Pflege ist nicht gleich Pflege: Warum die korrekte Berufsbezeichnung mehr ist als eine Formsache

Credits : iStock.com/AndreyPopov

In der öffentlichen Diskussion über Pflegeberufe werden Begriffe oft unscharf, manchmal gar falsch verwendet. Ob in Medien, Politik oder Alltag – häufig ist pauschal von „Pflegekräften“ oder „Pflegepersonal“ die Rede. Für den Deutschen Pflegerat (DPR) ist das nicht nur unpräzise, sondern respektlos. In einer aktuellen Stellungnahme fordert das Gremium mehr Sensibilität im Umgang mit den berufsrechtlich geschützten Bezeichnungen.

Denn: Wer professionell pflegt, hat eine qualifizierte Ausbildung durchlaufen – entweder im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege. Seit Inkrafttreten des Pflegeberufegesetzes im Jahr 2020 ist die einheitliche Berufsbezeichnung „Pflegefachfrau“ bzw. „Pflegefachmann“ eingeführt. Sie soll Klarheit schaffen und die Professionalität des Berufsbildes unterstreichen.

Die Begriffe im Überblick

BegriffStatusBedeutung
Pflegefachfrau/-mannGesetzlich geschützter BerufsabschlussGeneralistische Ausbildung nach PflBG
Gesundheits- und Krankenpfleger/inVorläuferberuf, heute auslaufendDreijährige Ausbildung in der Krankenpflege
Altenpfleger/inFrüher eigenständiger BerufIn die generalistische Pflegeausbildung integriert
PflegekraftUnpräzise, nicht geschütztKann jede pflegende Person meinen – auch Laien
Pflegehelfer/inUnterschiedliche QualifikationsniveausKeine gleichwertige Ausbildung mit Examen

Eine Frage von Anerkennung und Identität

„Die Berufsbezeichnung ist Ausdruck der fachlichen Qualifikation – sie verdient Respekt“, betont Christine Vogler, Präsidentin des Deutschen Pflegerats. Wer pauschal von „Pflegekräften“ spreche, vermische professionelle Pflege mit ungelernten Tätigkeiten. Das sei nicht nur inhaltlich falsch, sondern untergrabe auch das berufliche Selbstverständnis und die gesellschaftliche Wertschätzung.

Der Pflegerat fordert daher, dass alle Akteure – von politischen Entscheidungsträgern bis zu Journalisten – künftig konsequent die korrekten Bezeichnungen verwenden. Gerade in Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels sei es entscheidend, das berufliche Profil der Pflege zu schärfen und klar zu kommunizieren.

Bedeutung für das Selbstverständnis und die Nachwuchsgewinnung

Die Verwendung einer einheitlichen, wertschätzenden Berufsbezeichnung ist nicht nur symbolisch relevant. Sie hat auch ganz konkrete Auswirkungen:

  • Stärkung des professionellen Selbstbewusstseins
  • Verbesserte öffentliche Wahrnehmung
  • Erhöhte Attraktivität für Berufsinteressierte
  • Klare Abgrenzung zu ungelernten Tätigkeiten im Pflegesektor

Fachleute betonen, dass junge Menschen heute einen Beruf mit Identität und gesellschaftlicher Bedeutung suchen. Ein klar benannter, gesetzlich anerkannter Abschluss trägt maßgeblich dazu bei – ebenso wie ein respektvoller sprachlicher Umgang in Ausbildung, Praxis und Politik.

Pflege ist mehr als Fürsorge

Der Pflegeberuf umfasst komplexe Aufgaben: von klinischer Diagnostik, Gesundheitsberatung und Wundmanagement über Medikamentengabe bis hin zur Mitwirkung in multiprofessionellen Teams. Die Reduktion auf den Begriff „Pflegekraft“ wird diesem anspruchsvollen Profil nicht gerecht.

Christine Vogler bringt es auf den Punkt: „Wir brauchen keine wohlmeinenden Worthülsen, sondern klare Benennung der professionellen Leistung.“

Die Debatte um die richtige Bezeichnung ist deshalb mehr als ein sprachlicher Nebenschauplatz – sie berührt zentrale Fragen der beruflichen Identität, der Qualifikation und des gesellschaftlichen Respekts gegenüber einer systemrelevanten Berufsgruppe.

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