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Parodontitis und Herzgesundheit: Wie ein Mundkeim das Herz aus dem Takt bringen kann

Credits : iStock.com/Pranithanm Chorruangsak

Ein unscheinbarer, aber gefährlicher Bewohner der Mundhöhle rückt zunehmend in den Fokus der medizinischen Forschung: Porphyromonas gingivalis, ein Bakterium, das maßgeblich an der Entstehung von Parodontitis beteiligt ist. Neueste Studien legen nahe, dass dieser Keim nicht nur Zähne und Zahnfleisch schädigt, sondern auch das Herz aus dem Takt bringen kann.

Vom Mund ins Herz: Der Weg des Bakteriums

Parodontitis ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparats, die durch Bakterien wie Porphyromonas gingivalis ausgelöst wird. Diese Mikroorganismen können über die Blutbahn in andere Körperregionen gelangen und dort Entzündungsprozesse fördern. Insbesondere das Herz scheint anfällig für solche bakteriellen Angriffe zu sein.

Ein Forschungsteam der Universität Hiroshima fand heraus, dass Parodontitis mit einer erhöhten Narbenbildung im linken Vorhof des Herzens korreliert. Diese Fibrosen können die elektrische Leitfähigkeit des Herzgewebes stören und so Vorhofflimmern begünstigen. Die Studie zeigt, dass je schwerer die Parodontitis, desto ausgeprägter die Fibrose im Herzgewebe.

Parodontitis als Risikofaktor für Herzrhythmusstörungen

Die Verbindung zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird durch weitere Studien gestützt. So ergab eine Untersuchung, dass Patienten mit Parodontitis ein bis zu 1,7-fach erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Die chronische Entzündung fördert die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe, die über die Blutbahn in andere Organe gelangen und dort Schäden verursachen können.

Ein besonders eindrückliches Beispiel liefert der Fall eines 50-jährigen Münchners, der wiederholt mit Herzrhythmusstörungen in die Klinik eingeliefert wurde. Erst eine zahnärztliche Untersuchung brachte die Ursache ans Licht: Bakterien aus tiefen Zahnfleischtaschen hatten sein Herz attackiert. Nach einer erfolgreichen Parodontitisbehandlung verschwanden die Herzprobleme.

Vorhofflimmern: Parodontitisbehandlung als Prävention

Eine japanische Studie untersuchte den Einfluss einer Parodontitisbehandlung auf das Risiko eines erneuten Auftretens von Vorhofflimmern. Die Ergebnisse sind vielversprechend: Patienten, die sich einer Parodontitisbehandlung unterzogen, hatten ein signifikant geringeres Risiko für ein Rezidiv. Dies deutet darauf hin, dass die Behandlung von Parodontitis nicht nur die Mundgesundheit verbessert, sondern auch das Herz schützt.

Gemeinsame Risikofaktoren und Prävention

Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen teilen mehrere Risikofaktoren:

  • Rauchen
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht
  • Ungesunde Ernährung
  • Bewegungsmangel

Eine ganzheitliche Prävention sollte daher sowohl die Mundgesundheit als auch den Lebensstil in den Blick nehmen. Regelmäßige zahnärztliche Kontrollen, professionelle Zahnreinigungen und eine gute Mundhygiene sind essenziell. Zudem können eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung und der Verzicht auf Nikotin das Risiko für beide Erkrankungen senken.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit gefragt

Die Erkenntnisse über die Verbindung zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen unterstreichen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Kardiologen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung von Parodontitis kann nicht nur Zahnverlust verhindern, sondern auch das Risiko für ernsthafte Herzprobleme reduzieren. Patienten sollten daher ihre Mundgesundheit nicht isoliert betrachten, sondern als integralen Bestandteil ihrer allgemeinen Gesundheitsvorsorge.

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