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„Mut zur Pflege“ – ein Appell an die Gesellschaft und ein Signal der Selbstermächtigung

Credits : iStock.com/dragana991

Pflegeberufe stehen seit Jahren im Spannungsfeld zwischen wachsendem Bedarf, strukturellen Engpässen und einer gesellschaftlich oft unzureichend gewürdigten Rolle. Mit dem neuen „Pflegewort des Jahres“ – „Mut zur Pflege“ – setzt die Johannesstift Diakonie ein bewusst kraftvolles Zeichen. Der Slogan wurde aus über 150 Einreichungen ausgewählt und soll nicht nur zur Diskussion anregen, sondern konkrete gesellschaftliche Wirkung entfalten. Er soll motivieren, stärken und den Blick auf das lenken, was Pflege ausmacht: Menschlichkeit, Verantwortung, Hingabe und Mut.

Symbolik eines starken Begriffs

„Mut zur Pflege“ fasst in drei Worten zusammen, worauf es in der Pflege tagtäglich ankommt. Mut, sich körperlich und emotional herausfordernden Situationen zu stellen. Mut, unter oftmals schwierigen Bedingungen empathisch, professionell und mit persönlicher Integrität zu handeln. Und Mut, in einem Berufsfeld zu arbeiten, das gesellschaftlich oft unterbewertet und finanziell nicht angemessen anerkannt wird.

Gleichzeitig richtet sich der Begriff auch an politische Entscheidungsträger, Bildungseinrichtungen, Pflegedienstleitungen und die breite Öffentlichkeit. Der Mut zur Pflege ist nicht allein eine Sache der Pflegenden selbst – er betrifft uns alle, weil Pflege ein zentraler Bestandteil eines solidarischen und funktionierenden Gesundheitssystems ist.

Eine Kampagne mit Botschaft

Hinter dem Pflegewort des Jahres steht eine klare Intention: Aufmerksamkeit schaffen, Respekt fördern und neue Impulse setzen. Die Johannesstift Diakonie, einer der größten konfessionellen Gesundheits- und Sozialdienstleister in Deutschland, will mit der Kampagne auch eine Brücke schlagen – zwischen den Bedürfnissen der Pflegenden und den strukturellen Rahmenbedingungen, die dringend verbessert werden müssen.

Die Initiatorinnen und Initiatoren sehen das Motto als Aufruf zur Gestaltung und Mitverantwortung. Besonders in Zeiten des Personalmangels, steigender Belastung und einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft kommt der Pflege eine Schlüsselrolle zu. Ohne Reformen, echte Wertschätzung und eine aktivierende öffentliche Debatte wird der Beruf nicht zukunftsfähig bleiben.

Mut zur Pflege – ein Begriff mit vielen Adressaten

ZielgruppeBedeutung des Slogans „Mut zur Pflege“
PflegekräfteErmutigung zur beruflichen Selbstwirksamkeit und Anerkennung der Leistungen
AuszubildendeMotivation und Identifikation mit einem sinnstiftenden Berufsfeld
GesellschaftSensibilisierung für den Wert professioneller Pflege
Politik und InstitutionenAufforderung zu strukturellen Verbesserungen und gezielten Investitionen

Warum Sprache Wirkung entfalten kann

Worte formen Wahrnehmung. Indem Pflege über einen positiv konnotierten, aktivierenden Begriff öffentlich verhandelt wird, kann sich auch das Bild des Berufs ändern. Gerade in einem Bereich, der häufig mit Begriffen wie „Pflegenotstand“, „Burn-out“ oder „Überlastung“ in Verbindung gebracht wird, schafft ein starker, konstruktiver Begriff wie „Mut zur Pflege“ eine neue Perspektive. Er rückt nicht nur die Herausforderungen in den Fokus, sondern auch das Potenzial und die Gestaltungskraft, die Pflege innewohnt.

Ein Impuls auch für Nachwuchsgewinnung und Imagewandel

Pflege braucht nicht nur mehr Personal, sondern auch mehr Begeisterung. Der Beruf bietet eine sinnstiftende Tätigkeit mit großem gesellschaftlichen Wert. Doch das allein reicht nicht aus, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen. Der Slogan „Mut zur Pflege“ soll auch das Selbstverständnis der Profession stärken und das Berufsfeld als attraktive, menschlich bedeutsame und politisch relevante Aufgabe präsentieren.

Gerade in Kombination mit medienwirksamen Aktionen, Schulprojekten oder Social-Media-Kampagnen kann das Pflegewort des Jahres eine Rolle in der Nachwuchsgewinnung spielen. Identifikation entsteht durch Sprache – und durch Sichtbarkeit. Hier knüpft die Initiative an.

Pflege verdient mehr als Applaus

Der Applaus, der in der Pandemie zu hören war, ist weitgehend verklungen. Geblieben ist jedoch der Handlungsbedarf – auf politischer, gesellschaftlicher und institutioneller Ebene. Gute Pflege braucht Rahmenbedingungen, die Qualität ermöglichen. Sie braucht Personal, das nicht am Limit arbeitet. Und sie braucht Menschen, die mutig genug sind, sich für andere einzusetzen – Tag für Tag.

„Mut zur Pflege“ kann als Kompass dienen. Für Pflegende selbst, aber auch für ein System, das ihre Bedeutung lange unterschätzt hat. Der Begriff ist keine Patentlösung. Aber ein Anfang. Ein sprachliches Signal, das Türen öffnen kann – zu Gesprächen, Veränderungen und mehr Sichtbarkeit für einen der wichtigsten Berufe unserer Zeit.

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