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Gesundheitswirtschaft in Berlin: Jeder achte Beschäftigte im Gesundheitssektor

Credits : iStock.com/AndreyPopov

Wachsender Wirtschaftszweig mit gesellschaftlicher Bedeutung

In Berlin ist der Gesundheitssektor zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige avanciert. Mit über 250.000 Beschäftigten stellt er mehr als jeden achten Arbeitsplatz in der Hauptstadt. Diese Entwicklung spiegelt nicht nur den demografischen Wandel wider, sondern unterstreicht auch die zentrale Rolle, die Gesundheitseinrichtungen, Pflegeeinrichtungen und die Pharmaindustrie in der regionalen Wirtschaft spielen.

Strukturelle Herausforderungen trotz Wachstum

Trotz des quantitativen Wachstums steht die Branche vor erheblichen Herausforderungen. Der anhaltende Fachkräftemangel, insbesondere in der Pflege, führt zu einer erhöhten Arbeitsbelastung für das bestehende Personal. Zudem erschweren unzureichende finanzielle Mittel und strukturelle Defizite die Umsetzung notwendiger Reformen.

Initiativen für bessere Arbeitsbedingungen

Um den Missständen entgegenzuwirken, haben sich Beschäftigte verschiedener Berliner Gesundheitseinrichtungen zusammengeschlossen. Die Berliner Krankenhausbewegung, unterstützt von der Gewerkschaft ver.di, setzte sich erfolgreich für verbindliche Personalbesetzungen und einen Belastungsausgleich ein. Durch Tarifverträge mit der Charité und Vivantes wurden Mindeststandards für die Personalbesetzung festgelegt, beispielsweise eine 1:1-Betreuung im Kreißsaal und eine maximale Betreuung von 1,8 Patienten pro Pflegekraft auf Intensivstationen. Zudem wurde ein Belastungsausgleichssystem eingeführt, das zusätzliche Freizeit oder Bezahlung bei Überlastung vorsieht. Diese Maßnahmen traten Anfang 2022 in Kraft und erfordern die Einstellung von mehreren hundert zusätzlichen Pflegekräften.

Pflegenotstand als gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Der Pflegenotstand ist nicht nur ein Berliner Phänomen, sondern betrifft das gesamte Bundesgebiet. Laut dem Krankenhaus-Barometer 2021 des Deutschen Krankenhausinstituts bleiben Stellen auf Allgemeinstationen durchschnittlich 17 Wochen und in der Intensivpflege 21 Wochen unbesetzt. Bundesweit fehlen rund 14.400 Vollzeitstellen im Pflegedienst der Allgemeinstationen und etwa 7.900 in der Intensivpflege. Diese Zahlen verdeutlichen den dringenden Handlungsbedarf auf politischer und gesellschaftlicher Ebene.

Ausblick: Bedarf an nachhaltigen Lösungen

Die Entwicklungen in Berlin zeigen, dass durch kollektives Engagement und gezielte Maßnahmen Verbesserungen im Gesundheitssektor möglich sind. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, langfristige und nachhaltige Lösungen zu finden, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern und den Fachkräftemangel zu beheben. Eine umfassende Reform des Finanzierungssystems und eine stärkere gesellschaftliche Wertschätzung der Gesundheitsberufe könnten hierbei entscheidende Schritte sein.

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