Pflegebedürftigkeit führt in Deutschland immer häufiger zur stationären Unterbringung – mit finanzieller Belastung für die Betroffenen und deren Angehörige. Zwar übernimmt die Pflegeversicherung nicht unerhebliche Leistungen, doch die Eigenanteile bleiben dramatisch hoch.
Wie setzt sich der Eigenanteil zusammen?
– Pflegekosten: Die Pflegekasse gewährt je nach Pflegegrad eine Pauschale zwischen 770 € (Grad 2) und 2005 € (Grad 5) monatlich.
– Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil (EEE): Die Differenz zwischen tatsächlichem Pflegesatz und staatlicher Pauschale liegt vollständig beim Bewohner.
– Hotelkosten: Unterkunft, Verpflegung, Reinigung, Energie und ähnliche Leistungen müssen vollständig privat getragen werden.
– Investitionskosten sowie Ausbildungsumlage: Beiträge für Heimumbau, Instandhaltung und Ausbildungskosten der Einrichtung.
Aktuelle Zahlen: So hoch ist der Eigenanteil
Nach neuesten Auswertungen liegt der durchschnittliche Eigenanteil im ersten Jahr stationärer Pflege inzwischen bei etwa 2984 € pro Monat bundesweit, davon entfallen etwa 1496 € auf Pflegekosten. In manchen Regionen, wie Nordrhein-Westfalen, steigt der Betrag monatlich auf mehr als 3200 € – etwa das Doppelte einer durchschnittlichen Rente.
In Baden-Württemberg liegt der Schnitt sogar bei 3180 € pro Monat im ersten Heimjahr. Im Verlauf der Jahre sinkt der Eigenanteil teilweise durch Zuschläge – im vierten Jahr ist ein durchschnittlicher Betrag von 1982 € monatlich zu verzeichnen.
Leistungszuschlag: Ein Stück Entlastung
Seit 2022 erhalten Bewohner mit Pflegegrad 2 bis 5 einen staffelweise steigenden Zuschuss zur Pflegekostenbeteiligung.
- Nach 12 Monaten: etwa 15 %
- Nach 24 Monaten: etwa 30 %
- Nach 36 Monaten: circa 50 %
- Ab 4 Jahren im Heim: bis zu 75 %
Wichtig: Der Zuschuss gilt ausschließlich für den Pflegeanteil. Unterkunft, Verpflegung und Investitionskosten bleiben unberührt.
Unterschiede nach Pflegegrad und Region
| Pflegegrad | Pflegekassen-Pauschale monatlich | Bundesdurchschnittlicher Eigenanteil | Unterschiede je Bundesland |
|---|---|---|---|
| Grad 2 | ca. 770 € | ca. 2800 € Gesamt | von 2470 € in Thüringen bis über 3160 € in Baden‑Württemberg |
| Grad 3–5 | bis zu 2005 € | bis zu 3200 € oder mehr im ersten Jahr | besonders teuer in Nordrhein‑Westfalen und Bayern |
Vermögensprüfung und Elternunterhalt
- Schonvermögen bis 10 000 € pro Person bleibt unangetastet, darüber hinaus wird eigenes Vermögen zur Finanzierung herangezogen.
- Kinder kommen nur zur Kostenbeteiligung heran, wenn sie ein Jahresbruttoeinkommen über 100 000 € ohne den Partner erzielen.
Kann die eigene Rente oder das Vermögen die Kosten nicht decken, ist ein Antrag auf Hilfe zur Pflege beim Sozialamt möglich.
Warum steigen die Kosten so deutlich?
Ein wesentlicher Faktor sind gestiegene Personalkosten: Pflegekräfte verdienen inzwischen deutlich mehr, was sich schnell auf die Pflegesätze auswirkt.
Zudem wirken sich hohe Investitionskosten und regionale Kostenunterschiede der Heime direkt auf den Eigenanteil aus.
Schlussgedanken zur Kostensituation
Pflege im Heim bedeutet in Deutschland heute eine starke finanzielle Belastung – insbesondere im ersten Jahr bei einem vollstationären Pflegeplatz. Trotz Zuschüssen durch die Pflegekasse müssen Betroffene oft mehrere tausend Euro monatlich selbst zahlen. Der langfristige Abbau der Belastung gelingt nur langsam, und regionale Unterschiede bleiben groß.