Das deutsche Gesundheitswesen steht vor tiefgreifenden strukturellen Herausforderungen. Angesichts des demografischen Wandels, des Fachkräftemangels und steigender Kosten rücken Reformvorschläge zunehmend in den Fokus der gesundheitspolitischen Debatte. Insbesondere die Allgemeinmedizin, als Rückgrat der ambulanten Versorgung, spielt dabei eine zentrale Rolle.
1. Stärkung der Allgemeinmedizin
Die hausärztliche Versorgung ist in vielen Regionen Deutschlands gefährdet. Um dem entgegenzuwirken, wird eine gezielte Förderung der Allgemeinmedizin gefordert. Dies umfasst unter anderem:
- Erhöhung der Studienplätze für Allgemeinmedizin.
- Attraktivere Vergütungsmodelle für Hausärztinnen und Hausärzte.
- Förderung von Weiterbildungsverbünden zur besseren Ausbildung von Nachwuchsärzten.
Solche Maßnahmen sollen die Niederlassung in unterversorgten Gebieten attraktiver machen und die flächendeckende Versorgung sichern.
2. Digitalisierung im Gesundheitswesen
Die Digitalisierung bietet Chancen für eine effizientere und patientenorientierte Versorgung. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen betont in seinem Gutachten von 2021 die Bedeutung folgender Aspekte:
- Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) als Opt-out-Verfahren.
- Förderung digitaler Gesundheitsanwendungen (DiGAs) zur Unterstützung der Patienten.
- Verbesserung der digitalen Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung.
Diese Maßnahmen sollen die Transparenz erhöhen und die Versorgung insbesondere in ländlichen Regionen verbessern.
3. Sektorenübergreifende Versorgung
Die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung führt häufig zu Koordinationsproblemen. Der Sachverständigenrat empfiehlt daher:
- Einführung integrierter Notfallzentren (INZ) zur besseren Steuerung von Notfällen.
- Förderung von lokalen Gesundheitszentren zur Bündelung verschiedener Versorgungsangebote.
- Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Fachärzten durch gemeinsame Versorgungskonzepte.
Solche Ansätze sollen die Patientenversorgung effizienter und patientenorientierter gestalten.
4. Prävention und Gesundheitsförderung
Präventive Maßnahmen gewinnen angesichts chronischer Erkrankungen und einer alternden Bevölkerung an Bedeutung. Empfohlen werden:
- Ausbau von Präventionsprogrammen für Risikogruppen.
- Integration von Prävention in die hausärztliche Versorgung durch gezielte Beratung.
- Förderung gesundheitsbewussten Verhaltens durch öffentliche Kampagnen.
Eine stärkere Fokussierung auf Prävention kann langfristig die Gesundheitskosten senken und die Lebensqualität erhöhen.
5. Reform der Notfallversorgung
Die Notfallversorgung ist häufig überlastet. Zur Entlastung der Notaufnahmen und besseren Steuerung der Patientenströme werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:
- Einrichtung integrierter Leitstellen zur zentralen Koordination von Notfällen.
- Stärkung der telefonischen Gesundheitsberatung zur Erstbeurteilung.
- Förderung von Bereitschaftsdiensten zur Versorgung außerhalb der regulären Sprechzeiten.
Diese Maßnahmen sollen die Notfallversorgung effizienter gestalten und die Patienten angemessen versorgen.
6. Förderung der Gesundheitskompetenz
Eine informierte Bevölkerung kann aktiv zur eigenen Gesundheit beitragen. Empfohlen werden:
- Ausbau von Gesundheitsbildung in Schulen und Bildungseinrichtungen.
- Bereitstellung verständlicher Gesundheitsinformationen für die Bevölkerung.
- Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz zur Nutzung digitaler Angebote.
Eine höhere Gesundheitskompetenz kann die Eigenverantwortung stärken und die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen optimieren.
7. Finanzierung und Vergütung
Die Finanzierung des Gesundheitswesens steht unter Druck. Empfohlen werden:
- Überprüfung und Anpassung der Vergütungsmodelle für Gesundheitsleistungen.
- Förderung von Qualitätsorientierung bei der Vergütung.
- Transparenz bei den Kostenstrukturen zur besseren Steuerung.
Eine nachhaltige Finanzierung ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitswesens.
8. Stärkung der Pflege
Die Pflege steht vor großen Herausforderungen. Empfohlen werden:
- Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte.
- Förderung der Ausbildung und Qualifikation in der Pflege.
- Integration der Pflege in die sektorenübergreifende Versorgung zur besseren Koordination.
Eine starke Pflege ist unerlässlich für eine umfassende Gesundheitsversorgung.
Diese Reformvorschläge bieten einen umfassenden Ansatz zur Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitswesens und betonen die zentrale Rolle der Allgemeinmedizin in diesem Prozess.
