In den Jahren 2022 und 2023 verzeichneten die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland einen historischen Höchststand an finanziellen Schäden durch Fehlverhalten im Gesundheitswesen. Laut dem aktuellen Bericht des GKV-Spitzenverbands summierten sich die Verluste auf über 200 Millionen Euro – ein Anstieg von mehr als 50 Prozent im Vergleich zum vorherigen Berichtszeitraum.
Hauptursachen und betroffene Bereiche
Die Analyse des GKV-Spitzenverbands identifiziert mehrere Hauptursachen für die steigenden Schäden:
- Gefälschte Rezepte: Insbesondere für teure Medikamente wie Abnehmspritzen und Schmerzmittel wurden gefälschte Verordnungen eingereicht, was zu einem Schaden von fast 86 Millionen Euro führte.
- Abrechnung nicht erbrachter Leistungen: In der Pflege und häuslichen Krankenpflege wurden Leistungen abgerechnet, die nie erbracht wurden, was jeweils zu Schäden von über 30 Millionen Euro führte.
- Einsatz nicht qualifizierten Personals: In einigen Fällen wurde Personal ohne die erforderliche Qualifikation eingesetzt, was nicht nur finanzielle Schäden verursachte, sondern auch die Patientensicherheit gefährdete.
Zunahme der Hinweise und Komplexität der Fälle
Die Zahl der eingegangenen Hinweise auf Fehlverhalten stieg um rund 21 Prozent auf fast 50.000. In etwa 9.300 Fällen konnte ein Fehlverhalten nachgewiesen werden. Die Fälle werden zunehmend größer und komplexer, da oft mehrere Beteiligte in vernetzten Strukturen agieren, was die Aufklärung erschwert.
Rückforderungen und Dunkelziffer
Von den offenen Forderungen in Höhe von rund 92 Millionen Euro konnten etwa 92 Millionen Euro erfolgreich zurückgefordert werden – ein Anstieg von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dennoch wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, da viele Fälle unentdeckt bleiben.
Auswirkungen auf das Gesundheitssystem
Die finanziellen Verluste durch Abrechnungsbetrug haben direkte Auswirkungen auf die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung. Mittel, die durch Betrug verloren gehen, fehlen für notwendige Leistungen und Investitionen im Gesundheitswesen. Zudem untergräbt das Fehlverhalten das Vertrauen der Bevölkerung in die Integrität des Gesundheitssystems.
Maßnahmen zur Bekämpfung von Fehlverhalten
Um dem wachsenden Problem entgegenzuwirken, setzen die Krankenkassen auf verschiedene Maßnahmen:
- Stärkere Vernetzung: Durch die Zusammenarbeit mit anderen Krankenkassen und Institutionen können mehr Hinweise auf mögliche Betrugsfälle identifiziert und verfolgt werden.
- Einsatz von künstlicher Intelligenz: Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen befürwortet den Einsatz von KI-Technologien, um Fehlverhalten effektiver aufzuspüren.
- Sensibilisierung und Schulung: Durch gezielte Schulungen sollen Mitarbeitende im Gesundheitswesen für das Thema sensibilisiert und in der Erkennung von Betrugsfällen geschult werden.
Die Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen bleibt eine zentrale Herausforderung, die kontinuierliche Anstrengungen und innovative Ansätze erfordert, um die Integrität und Effizienz des Systems zu gewährleisten.